Auslaufmodell Management
Was wir heute unter dem „Superbegriff“ - Management verstehen, basiert auf einigen in die Jahre gekommenen Vorstellungen von Märkten, den Menschen und schwülstigen Thesen. Management, wie es heute noch vielerorts praktiziert wird, fand seinen Ursprung in einer Zeit, in der Vordenker wie Henry Ford Managementprinzipien erdachten und mit flotten Aussagen glänzten wie:
„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“
Unternehmen bewegten sich damals in scheinbar trägen und beherrschbaren Märkten mit wenig Eigendynamik. Wenn wir also über Management sprechen, dann meinen wir Theorien, die Märkten wenig Dynamik und Trägheit unterstellen, in denen systemisch abhängige Esel beschäftigt sind, die willen- und meinungslos Ihre Arbeit verrichten.
Doch die Märkte von heute haben sich komplett verändert – sie sind weder träge noch beherrschbar, sondern hochdynamisch und komplex – manchmal auch korrupt. Und die Menschen waren nie so, wie von den Managementthesen des Industriezeitalters unterstellt!
Im Informationszeitalter brauchen wir also etwas ganz anderes als die verstaubten Lehrmeinungen! Was wir brauchen sind Ideen, die mit der Komplexität, der Bildung und der Intelligenz des Einzelnen und mit dem an Demokratie gewöhnten und auf Leistung konditionierten Menschen umgehen können. Klassisches Management ist da völlig ungeeignet. Im Gegenteil, es ist sogar kontraproduktiv. Es steht der Leistung im Wege.
Wenn wir uns heutige Unternehmen anschauen, sehen wir überall immer noch Versuche, zu motivieren, zu bestechen oder zu bestrafen. Boni- und Gratifikationssysteme, Anwesenheitskontrollstechkartensysteme, individuelle Zielvereinbarungen und Mitarbeiterbeurteilungen sind die gängige Praxis. Trotz besseren Wissens, dass es eigentlich zwecklos - ja sogar schädlich ist, Menschen z. B. durch Geld motivieren zu wollen. Man kann Menschen auf diese Weise nur demotivieren und zu schädlichen Handlungen anleiten. Diese Erkenntnis stammt im Übrigen nicht von mir, sondern fußt in der modernen Psychologie, den Sozialwissenschaften und der Hirnforschung. Man kann also nicht zuletzt daher schon sagen, dass heutiges Management vorwissenschaftlich und menschenfeindlich ist und es ignoriert ironischer weise neuste grundlegende Kenntnisse über die Märkte, in denen wir agieren.
Betrachten wir die noch die Managementidee der ewigen Planung. Wenn wir uns einmal bewusst machen, was Planung dem Wesen nach eigentlich ist, sehen wir eine Managementmethode, in der zu einem bestimmten Zeitpunkt Richtungen und Ziele für die Zukunft festlegt werden. Wir planen heute, wie wir diese Ziele morgen erreichen. Also welchen Weg wir wie in Richtung Ziel gehen werden.
Planung enthält damit immer zwei Entscheidungen:
- Ich entscheide über das Ziel.
- Ich entscheide über den Weg.
Dass Unternehmen Planung brauchen ist nichts anderes als eine gut dotierte Mythenbildung. Hochgehalten von Beratern, die glauben, Menschen und Märkte müssten irgendwie gesteuert werden. Das sind allerdings nichts weiter als unzeitgemäße Parolen, denn letztlich ist Management per Weisung und Kontrolle eine geradezu lächerlich marktfeindliche und Menschenverachtende Denkweise, die bislang nur zu unglaublichen Verschwendungen von Ressourcen und Talenten führte.
In der Praxis kann man das sehr schön sehen, in dem ja meist monatelang über Ziele und die richtigen Wege verhandelt, gezockt und geschachert wird und am Ende jedes Planungsprozesses der Plan durch Managemententscheidung Gesetz wird. Das Dilemma einer solchen Planung ist allerdings, dass unsere heutigen Märkte dynamisch und komplex sind. Planung kann daher nicht die richtige Methode sein, um mit der aus Marktdynamik und Marktkomplexität entstehenden Unsicherheit umgehen zu können. Planung verhindert eine möglicherweise spontan geforderte Anpassungsfähigkeit völlig und lässt den Unternehmer mit Tunnelblick erstarren. Zwingt Menschen dazu in der Spur zu bleiben. Im Kern ist das zutiefst planwirtschaftlich, bürokratisch und gleichzeitig autokratisch-hierarchisch. Denn eine kleine Minderheit muss die breite Mehrheit unterdrücken, damit der Plan umgesetzt werden kann. Die Ironie dabei ist, dass wir längst wissen, dass solche "Methoden“ nicht funktionieren. In Unternehmen wendet man sie aber weiterhin an und geldgeile Berater optimieren weiter fleißig daran herum.
Kein Unternehmen braucht noch mehr oder noch bessere Planung.
- Wir brauchen mehr und besseres Denken
- Wir brauchen unternehmerisches Empowerment
- Transparente Sozialkontrolle statt Fremdbestimmung
- Vernetzte und im Dialog stehende Menschen
- Wir brauchen dialogische Führung
- und radikal anpassungsfähige Prozesse, in denen Entscheidungen so spät wie möglich, statt so früh wie möglich getroffen werden
Alles Andere ist nur eine Täuschung - genau wie das Bild von oben