Du hast ein Gehirn - nutze es!

hirni-birni
 
 
Der Philosoph und Autor Thomas Vašek will kein Gejammer über die Zumutungen der Berufswelt mehr hören - und träumt von einer Revolution der Arbeit. Laut eigenen Angaben hatte er schon viele anstrengende, stressige, schlecht bezahlte Jobs in seinem Leben. Jobs, die Ihm keinen Spaß machten. Die ihn auslaugten, langweilten oder sonstwie zermürbten. Doch am schlimmsten war es, überhaupt keine Arbeit zu haben. Das stürzte Ihn in Selbstzweifel, in tiefe persönliche Krisen. Wenn er keine Arbeit hatte, fühlte er sich mitunter wie tot.
 
Seiner Ansicht nach ist das Gerede von Work-Life-Balance Bullshit - eine leere Formel, die uns suggerieren soll, dass das wahre, das gute Leben erst nach Feierabend beginnt. So postulierte er unlängst in einem Gastartikel im Spiegel Online.
 
Ich neige fast dazu, Thomas Vašek ersteinmal zu zustimmen. Beruf als Berufung - klingt gut! Eine den Menschen bestimmende Beschäftigung wirkt vordergründig sinnvoll. Den "schlechten Job übernehmen Maschinen".
 
Doch ist das wesentliche des schlechten Jobs nicht eher das Abhängigkeitsverhältnis des Arbeitnehmers?
 
Kann die Abwesenheit von Arbeit einen Menschen in tiefe Selbstzweifel stürzen, wenn arbeitende Menschen vielerorts dennoch nicht von Ihrer „Hände Arbeit“ leben können? In meinen Augen wird dies "gestörte Verhältnis zur Arbeit" unter anderem dadurch ausgelöst, dass unser Selbstwertgefühl im Zusammenhang mit Leistung gesehen wird.
 
Das Selbstwertgefühl eines Menschen ruht in ihm selbst und muß nicht von außen an ihn herangetragen werden. Wem es nicht gelingt, seine Freizeit mit sinnvollen Tätigkeiten zu füllen, der ist nicht lebenstüchtig.
 
Was soll daran nützlich und sinnvoll sein, Dinge zu produzieren, die in Wahrheit kein Mensch braucht? Mal ganz abgesehen von den daraus resultierenden teils menschenverachtenden Arbeitsbedingungen und Umweltbelastungen.
 
Die uns bekannte Arbeit beinhaltet fundamentale Denkfehler:
 
  1. Sie fragt nur den Bruchteil der eigenen / menschlichen Fähigkeiten ab
  2. Man(n) / Frau hat keine selbstbestimmte Freiheit
  3. Arbeit zur Befriedigung der Grundbedürfnisse ist fragwürdig
 
Im Calvinismus heißt es: "Da die Absichten Gottes den Menschen verborgen bleiben, müsse jeder im Sinne einer tugendhaften Lebensführung handeln, also so, als ob er von Gott auserwählt sei. Unbändiger Fleiß, individueller und wirtschaftlicher Erfolg können in der Folge als Zeichen für den Gnadenstand gewertet werden". Ein gottesfürchtiges Leben ist also ein arbeitssames Leben und man erkennt die von Gott auserwählten Menschen daran, daß sie Status und berufliche Ehre anhäufen. Thomas Vašek´s Zwischenruf klingt mir sehr verdächtig nach Calvin!
 
Der Mensch kommt seiner persönlichen Freiheit ein Stück näher, wenn er Arbeit freiwillig - selbstbestimmt tun oder lassen kann. Gemäß seinen Interessen und Fähigkeiten handelt und es keine wirtschaftliche Notwendigkeit zur Arbeit mehr gibt.
 
Manche Menschen und Ihre Parolen sind eben der lebendige Beweis, dass ein komplettes Versagen des Gehirns nicht zwangsläufig zum Tode führt!
 
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