Mittelwände giessen

Mittellwand giessen.... Lohnt sich das überhaupt, oder ist das nur eine verstaubte Parole alter Imker die dir erzählen wollen, Sie imkern schon 30 Jahre nach alter Väter Tradition?
Eins stand allerdings schon bevor ich die erste Mittelwand gegossen hatte fest: "Ich musste für eine wassergekühlte Giessanlagen richtig tief in die Tasche!" Da ich allerdings von einem eigenen Wachskreislauf überzeugt bin, starb ich also diesen Tot.
Hier meine Erfahrungen des Mittelwand giessen:
Beim Füllen der Gießform mit Wasser sollte die Form einige Male nach beiden Seiten gekippt werden, damit etwaige Luftblasen aus den Hohlkammern entweichen können. Der Wassertrog füllt sich selbst bis zum Überlauf. Das Wachs meiner Bienenladies erwärme ich im Wasserbad. Es darf nicht zum Aufkochen oder Schäumen kommen, denn zu stark erhitztes Wachs muss erst wieder mindestens 14 Tage im Block auskühlen. Es neigt sonst beim Gießen zur Bildung von Rissen und Poren.
Die beste Wachstemperatur zum Gießen ist 75 bis max. 80° C.
Ich verwende einen Kochautomat mit dem eingehängten Wachstopf. Die Wachstemperatur lässt sich damit konstant halten.

Gießvorgang:
Den Kühlwasserzufluss stelle ich zunächst auf ganz gering ein. Nach den ersten Abgüssen soll die Oberseite der Form (mit dem Handrücken prüfen!) etwa handwarm (ca. 25° C) sein. Form öffnen und mit der Schöpfkelle reichlich Wachs im hinteren Drittel der Form gleichmäßig querüber eingießen. Deckel sofort schließen, erst zügig, die letzten 2 mm behutsam, damit das überschüssige Wachs abfließen kann und etwaige Luftbläschen entweichen. Bei zu raschem Schließen kann das Wachs über den Wachstrog hinweg spritzen.
Den Deckel mit mäßigem Druck zuhalten und zuerst mit der Ecke eines Spachtels entlang der Schließfuge einen dünnen Wachsfaden ausschälen, dann das erstarrte Wachs unterhalb der Fuge in den Trog schaben. Der Deckel braucht jetzt nicht mehr zugehalten werden.
Nach 30 bis 40 Sekunden je nach Kühlwassertemperatur mit dem Hebel an der linken Seite das Oberteil anheben und aufklappen. Die Mittelwand an einer Ecke mit den Fingern lockern und nach der Seite abziehen. Die neuen und frischen Mittelwände stapel ich bündig auf ebener Unterlage und beschwere diese mit einem Brett. So verziehen sie sich nicht. Bei zu schwacher Kühlung ist die Mittelwand noch weich und brüchig, bei zu starker Kühlung splittert sie. Nach ein paar Testgüssen hat man die richtige Temperatur und Zeit im Griff. Mit optimal eingestellten Temperaturen und etwas Übung lassen sich zirka 60 Mittelwände pro Stunde gießen.
Das im Wassertrog erstarrte Wachs wird bei geschlossener Form von Zeit zu Zeit herausgenommen und kann in getrocknetem Zustand wieder eingeschmolzen werden.

Tipp:
Längsrisse in der Mittelwand, oder andere Fehlgüsse, deuten darauf hin, dass zu frisches Wachs verwendet wird. Wachs sollte nach dem Ausschmelzen aus der Wabe 4-6 Monate lagern um einen Reifungsprozess zu erreichen (Dies gilt auch für andere Verfahren der Mittelwandherstellung).
Auch bei besonders schönem Wachs aus Naturbau oder Entdeckelwachs können solche Probleme auftreten.
Also nur abgelagertes Wachs verwenden!
Fazit:
In fast allen auf dem Markt erhältlichen fertigen Mittelwänden sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft nachweisbar. Diese Substanzen werden vom Wachs gespeichert und kommen mit den Mittelwänden wieder in die Bienenvölker zurück und können so auch in den Honig gelangen. Die einzige Möglichkeit, dies zu vermeiden, ist ein eigener geschlossener Wachskreislauf mit unbelastetem Wachs.
Eigene Mittelwände herstellen hat in meinen Augen also nichts mit Tradition und nichts mit der "Geiz ist Geil" Mentalität zu tun, sondern ist zeitgemäßes Imkern. Jedoch erfordert Mittelwand giessen Zeit! Allerdings wurde ich mit dem herrlichen Duft des Bienenwachs belohnt. Ich fühle mich in solchen Momenten mit der Erde verbunden und mein Tun ist dann das "Einzig Richtige".
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